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Heiko Kärmer empfiehlt: Demon Copperhead

In Barbara Kingsolvers Roman geht es um den jungen Demon, der in Lee County, Virginia, aufwächst. Die Gegend ist geprägt von Agrarwirtschaft, Perspektivlosigkeit und Drogenmissbrauch. Demon ist ein Hillbilly oder auch Hinterwäldler, wie ihn die Städter abwertend bezeichnen.
 
Zu Beginn der Geschichte lebt Demon noch bei seiner Mutter. Sie ist seit einiger Zeit trocken und kämpft sich für ihren Sohn durch den Tag. Mit seinem besten Freund Maggot verbringt er seine gesamte frühe Kindheit. Es könnte im Prinzip so weitergehen. Doch mit Stoner, dem neuen Mann seiner Mutter, beginnt das Unglück. Spannungen in der Familie führen dazu, dass Demons Mutter rückfällig wird. Überdosis, Jugendamt, Pflegefamilien folgen unmittelbar. Pflegefamilie ist das falsche Wort: viel mehr als ein Dach über dem Kopf gibt es nicht für Demon. Dafür gibt es die Gelegenheit, zuviel und zu unfassbaren Bedingungen zu arbeiten. Die tägliche Nahrung muss er sich auch größtenteils irgendwo selbst besorgen. Ohne einen Cent in der Tasche wohlgemerkt. Doch ein Hoffnungsschimmer erscheint in Form einer neuen Familie. Die folgende Zeit auf der High School ist ein Höhepunkt für Demon. Auch ihn, den Hillbilly, erwarten Prestige und Anerkennung als aufstrebender Football-Star des lokalen Topteams.
 
Doch von hier an hat der Leser noch viele Seiten vor sich. Also kann sich jeder denken: Es geht nicht ewig so weiter. Und so fällt Demon tief. Schon im Mutterleib mit den ersten Betäubungsmitteln in Kontakt, ist er leicht empfänglich für allerlei Medikamenten- und Drogenmissbrauch. Die Liebe wird betäubt, Freundschaften splittern, Vorbilder vergehen. Und Demon lebt mit einer gewissen Zähigkeit weiter: allen Widrigkeiten zum Trotz versucht er, das Beste aus seiner Situation zu machen.
 
Mir wurde Demon Copperhead wärmstens empfohlen. In der Regel lese ich gerne Bücher, die an zwei Abenden oder einem Sonntag gelesen sind. Aber die 860 Seiten von Demon Copperhead haben sich mehr als gelohnt. Man liest von viel Elend in dem Buch. Ob anfangs von den Ausbeutungen der Waisenkinder oder später von den katastrophalen Auswirkungen der Opioidkrise, Barbara Kingsolvers Neuerzählung von Charles Dickens David Copperfield legt den Finger in die Wunde der selbstverschuldeten Probleme in den USA. Das Buch spielt in den 90ern, Auswirkungen und Aufarbeitung der Opioid-Epidemie sind auch heute noch aktuell. Mehr zu dem Thema können Sie in dem Sachbuch "Imperium der Schmerzen" von Patrick Keefe lesen – Top Dokumentation!
 
Ich habe mit Demon gelitten, mich gefreut und war teilweise wirklich wütend. Alles, was für mich einen guten Roman auszeichnet. Ich empfehle jedem Leser, die Reise von Demon Copperhead mitzuerleben.

Roman
Einband: gebundenes Buch
EAN: 9783423283960
26,00 €inkl. MwSt.

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Kategorie: Roman