Ich habe eine geniale Entdeckung gemacht:

Die Dänin Eva Tind erzählt grandios von zwei starken Frauen und einem starken Mann (, der sich seiner Stärke gar nicht bewusst ist) – alle drei sind als Familie und jede/r für sich auf der Suche. Ein großer Lesespaß, dabei mit Tiefgang…

Da ist Tochter Sui: als sie von zu Hause auszieht, gerät ihr Vater Kai in eine Krise. Er hat Sui allein großgezogen, weil Mutter Miriam auf keine Fall Mutter sein wollte und sich ganz ihrer Karriere als Künstlerin widmete. Kai sucht in Indien Kraft und neuen Sinn. Sui sucht ihre Mutter und findet sie als Einsiedlerin im Wald lebend. Doch die Begegnung mit Miriam bringt Sui nicht die erhofften Antworten. Auf der Suche nach ihren väterlichen Wurzeln reist sie also weiter auf die koreanische Insel Marado, ins Matriarchat der Perlentaucherinnen.
Eva Tind springt munter zwischen den Perspektiven ihrer drei Hauptpersonen hin und her, es macht herrlichen Spaß, ihr dabei zu folgen. Ihre Dialoge und Bemerkungen sind ein Hochgenuss: völlig überraschend, offenherzig, beiläufig witzig. Ich habe mich wunderbar amüsiert über den Beinahe-Aufstieg Kais zum heilsbringenden Guru in Indien, über Miriam, die das Muttersein einfach cool verweigert, ihre Künstlerkarriere ganz klar vor alles andere stellt – und nachher genauso souverän beendet. Suis Sinn- und Spurensuche verfolgt man dabei ebenfalls mit größter Sympathie.